Chancen für Kreislaufwirtschaft und Abfallverwertung in Ägypten

Im Rahmen des dritten lab of tomorrow (lot) hat das corporAID-Team kürzlich einen intensiven Research Stay in Kairo und Umgebung unternommen. Ziel war es, die lokalen Bedürfnisse und Herausforderungen im Bereich Kreislaufwirtschaft und Abfallmanagement für den weiteren Inkubationsprozess zu verstehen und zu berücksichtigen. 

Das lab of tomorrow (lot) ist ein Inkubationsprogramm für neue und nachhaltige Geschäftsmodelle in Schwellen- und Entwicklungsländern, das von der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ins Leben gerufen wurde. Das Modell wurde in Österreich erstmals 2021 eingesetzt und fokussierte sich damals auf biogene Abfallwirtschaft in Serbien. Gemeinsam mit der Austrian Development Agency, dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sowie dem Green Tech Valley wurde 2023 das zweite österreichische lab of tomorrow zu Energieeffizienz und Erneuerbarer Energien in Tunesien durchgeführt. In der dritten Ausgabe soll es nun um die Möglichkeiten und Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft und Abfallverwertung in Ägypten gehen. Während des einwöchigen Aufenthalts wurden relevante Unternehmen, Investoren, Interessenvertretungen und Bildungsanbieter vernetzt, um ein umfassendes Bild der aktuellen Situation und Entwicklungsmöglichkeiten zu erhalten.

Zentrale Kooperationspartner des aktuellen lot-Prozesses sind die ägyptischen Investoren Ahmed Alsharif und Eman Wahby. Wahby, die über zwölf Jahre für die Weltbank tätig war und dort unter anderem das World Bank-Programm für Ägypten betreute, spielte eine wichtige Rolle bei der Organisation der Vor-Ort-Termine und brachte wertvolle Einblicke ein. Aus dem dichten Programm wollen wir über drei Highlights berichten.

Unser Aufenthalt in Kairo hat uns gezeigt, wie groß der Bedarf an einer Weiterentwicklung der Abfallverwertungskonzepte in Ägypten ist. Wir haben Unternehmen getroffen, die bereits richtungsweisende Ansätze umsetzen. Dringend notwendige Regularien könnten dem Bereich wichtige Impulse geben.

Daniela Ortiz

Leitung Research & Events, ICEP

Das Team um Daniela Ortiz gemeinsam mit Ahmed Alsharif beim Besuch der EPEMA

EPEMA (Egyptian Plastic Exporters and Manufacturers Association) & Egyptian Plastic Institute

Die EPEMA hat 350 Mitglieder der kunststoffverarbeitenden Industrie von deren Beiträgen die Organisation finanziert wird. Das angeschlossene Egyptian Plastic Institute bietet eine dreijährige Ausbildung im Bereich Plastik und Recycling an, wobei das letzte Jahr im Betrieb absolviert wird und eine Spezialisierung beinhält. Die Berufsschule ist einzigartig: In Ägypten und der Region gibt es keine andere Berufsschule. 100% der Absolventen und Absolventinnen werden von den Betrieben übernommen, und der Abschluss ermöglicht den Zugang zu Hochschulstudiengängen.

Organic Waste 2 Value Forum

Organisiert von der niederländischen Botschaft, bot dieses Forum Akteuren aus KMU, Start-ups, Ministerien und der UNIDO eine Plattform zum Austausch. Ziel war es, Best Practices in der organischen Abfallwirtschaft Ägyptens zu beleuchten, Investitionsmöglichkeiten aufzuzeigen und bestehende Herausforderungen im Sektor zu identifizieren.

In Mansheya Nasir aufbereiteterHaushaltsabfall, bereits für die Verschiffung ins Ausland

Besuch in Mansheya Nasir („Garbage City“)

In Mansheya Nasir, einer 5,5 km² großen Siedlung in Kairo, arbeiten die „Zabaleen“ (informelle Müllsammler) täglich an der Sortierung und Verwertung von rund 14.000 Tonnen Abfall. 85 % des Haushaltsabfalls Kairos werden hier gesammelt und verarbeitet, wobei 99% des Abfalls weiterverwertet und auch international – insbesondere nach China – verkauft werden. Der informelle Sektor hat ein Monopol in der Müllsammlung, und neue Anreize wie Essensgutscheine oder Handy-Freiminuten sollen die Mülltrennung auch in Privathaushalten fördern.

Über das lab of tomorrow

Das lab of tomorrow (lot) ist ein Inkubationsprogramm, das nachhaltige Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern fördert. Es unterstützt die Entwicklung maßgeschneiderter, innovativer Unternehmenslösungen für spezifische Herausforderungen der SDGs (Sustainable Development Goals) und dauert 9 bis 12 Monate. Ziel ist es, profitable Joint Ventures oder Start-ups zu schaffen, die von den Teilnehmenden betrieben werden. Der besondere Fokus auf die enge Zusammenarbeit mit dem Privatsektor unterscheidet das lot von anderen Programmen. Ursprünglich vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) initiiert, hat das lot weltweit bereits 16 vielversprechende Projekte hervorgebracht. Das aktuelle lot in Ägypten ist nach Serbien und Tunesien die dritte Edition des österreichischen Ablegers, mit wesentlicher Unterstützung durch die Austrian Development Agency (ADA) und verschiedenen Kooperationspartnern vor Ort.

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