
Offenes Lernen für eine bessere Zukunft: Wie ein Bildungsprojekt in Lateinamerika Schule macht
Was vor über 10 Jahren als kleine Initiative an ländlichen Schulen in Guatemala begann, hat dort heute über 166 Schulen und 1.162 Lehrer:innen erreicht: Das ICEP-Projekt „Fomento de la Calidad Educativa“ hat mit der Einführung der „enseñanza abierta“ (Offenes Lernen) gezeigt, dass gute Bildung weder teuer noch von aufwändigen Materialien abhängig sein muss. Die Methode ist inspiriert vom offenen Lernen in Anlehnung an Montessori.
Ein pädagogisches Erfolgsmodell
Im April war ICEP Projektmanager Martin Maier drei Wochen in Guatemala, um sich ein Bild von der Wirkung unserer Projekte mit dem lokalen Partner FUNDAP Guatemala zu machen. Dabei besuchte er auch das Bildungsprojekt „Enseñanza Abierta“, das die Methode des offenen Unterrichts nutzt und mittlerweile Teil des offiziellen Mathematik-Curriculums ist. Vor acht Jahren übergab ICEP das Projekt an Fundap und lokale Schulen.

Kinder im Mathematikunterricht in Quetzaltenango, Guatemala, 2025

Verena Chavanne in Guatemala, 2012
Eine Vision wird Methode
Gestartet wurde das Projekt von Verena Chavanne. Die Volksschuldirektorin und Pädagogin kam über ihren Ehemann, unseren ehemaligen Vereinspräsidenten, zu ICEP. Bei einer Reise nach Guatemala erkannte sie den lokalen Bedarf nach einer Unterrichtsmethode, die statt einheitlichem Frontalunterricht die Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt stellt. Mit FUNDAP fand das Projekt einen verlässlichen lokalen Partner.
Im Rahmen des Projekts entwickelte Chavanne eine Methode, die nicht von teuren Materialien abhängt, sondern vom Engagement der Lehrpersonen und von kreativen Lösungen. Besonders in Schulen ohne ausreichende Materialien ist diese Methode ein echter Gamechanger: Gemeinsam mit den Kindern werden die Lernmaterialien aus alltäglichen Gegenständen wie Papier und Flaschendeckeln gestaltet.
Im Mittelpunkt der Methode stehen die Interessen, das Tempo und die Fähigkeiten jedes Kindes. Schüler erhalten den Raum, ihre eigenen Fragen zu stellen, eigene Lösungen zu finden, während Lehrer als ermutigende Partner zur Seite stehen.

Volontäre aus Österreich in Guatemala mit Verena Chavanne und lokalem Lehrpersonal
Bildung multiplizieren durch Schulung und Austausch
In einem ersten Schritt wurden Volontäre aus Österreich in der Ensenanza Abierta während drei Stunden wöchentlich geschult und stellten eigenes Lernmaterial her. Nach Abschluss dieser Schulung reisten die Volontäre nach Guatemala, um dort die Lehrpersonen auszubilden. Durch wöchentliche Berichte an Verena Chavanne konnte die Methode laufend verbessert werden.
Von der Methode zur Bewegung
Um die lokale Verankerung der Methode voranzutreiben, wurde eine Zertifizierung für die Lehrpersonen im Projekt eingeführt: Nach einem Jahr Praxis und einer Abschlußarbeit durften sich die Lehrpersonen Multiplikatoren nennen und weitere Lehrpersonen in der Methode ausbilden.
Der Plan funktionierte: Die Methode verbreitete sich von Guatemala nach Nicaragua und Brasilien. In Guatemala ist die Methode auch Teil des öffentlichen Mathematik-Curriculums. Bei der Partnerorganisation FUNDAP zieht sich die Logik der Methode mittlerweile durch alle Projekte: Auch in den Berufsbildungsprogrammen ist der Unterricht stets interaktiv und bezieht die Interessen der Auszubildenden ein.
Das Projekt zeigt, wie Entwicklungshilfe nachhaltig wirken kann, wenn sie von lokalen Partnern mitgetragen werden.

Guatemaltekische Lehrerinnen und Lehrer in einem Kurs zur „enseñanza abierta“

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